Gefährlicher Stromschlag! Warum Schutzmaßnahmen nach DIN VDE 0100 unverzichtbar sind.
15.03.2025

DIN VDE 0100 – Der Klassiker einfach erklärt: Welche Schutzmaßnahmen sind vorgeschrieben?

Die DIN VDE 0100 ist die zentrale Norm für elektrische Anlagen in Niederspannungsnetzen. Sie legt fest, wie eine sichere Elektroinstallation auszusehen hat und welche Schutzmaßnahmen gegen elektrische Gefahren erforderlich sind. Doch was steckt genau dahinter, und was müssen Elektrofachkräfte beachten?

1. Ziel der DIN VDE 0100

Die Norm dient dem Schutz von Personen, Tieren und Sachwerten vor den Gefahren des elektrischen Stroms. Sie beschreibt, wie elektrische Anlagen sicher geplant, errichtet und geprüft werden müssen.

2. Wichtige Schutzmaßnahmen nach DIN VDE 0100

🔹 Schutz gegen elektrischen Schlag: darunter versteht man alle Mittel und Maßnahmen, die verhindern, dass ein gefährlicher Strom den Körper eines Menschen oder Tieres durchfließt.
1. Schutzebene, Basisschutz (Schutz gegen direktes Berühren): Schutz vor Gefahren, die sich aus der Berührung mit aktiven Teilen ergeben.

2. Schutzebene, Fehlerschutz (Schutz bei indirektem Berühren): Schutz vor Gefahren, die sich aus einer Berührung mit dem Körper oder fremden leitfähigen Teilen ergeben

3. Schutzebene, Zusatzschutz (Schutz bei direktem Berühren): Ergänzung der Schutzmaßnahmen gegen direktes Berühren, z.B. wenn diese unwirksam werden

Schutz durch automatische Abschaltung (gehört zu der Schutzvorkehrung Fehlerschutz), z.B. Fehlerstromschutzeinrichtungen (RCDs, früher FI-Schutzschalter) sind für Steckdosenstromkreise nach DIN VDE 0100, insbesondere der Gruppe 700 vorgeschrieben.

Schutzpotentialausgleich und Erdung (gehört zu der Schutzvorkehrung Fehlerschutz),
Alle metallenen Teile müssen geerdet sein, um gefährliche Spannungen zu verhindern. Ein Hauptpotentialausgleich ist vorgeschrieben.

🔹 Schutz gegen Berühren, Fremdkörper und Wasser: 1. IP-Schutzarten: geben den Umfang des Schutzes eines elektrischen Betriebsmittels über sein entsprechendes Gehäuse an. 2. Schutzklassen: elektrische Verbrauchsmittel, wie Leuchten, Geräte, Wärmegeräte, Elektrowerkzeuge usw. werden in vier Schutzklassen eingeteilt.

🔹 Schutz durch Trennen und Schalten: sollen Gefahren an elektrischen Betriebsmitteln und elektrisch betriebenen Maschinen durch Ausschalten, Trennen oder Freischalten von Hand verhindern. Dabei handelt es sich um automatsche Vorgänge vor Ort durch Fern- und Nahbetätigung. Die Schutzmaßnahme ersetzt nicht den Schutz gegen gefährliche Berührungsströme, den Schutz gegen thermische Auswirkungen oder andere nach DIN VDE 0100 geforderten Maßnahmen.

🔹 Schutz gegen Überspannungen: soll schädliche Einwirkungen durch atmosphärische Einflüsse oder Schaltüberspannungen verhindern, soweit dies unter wirtschaftlichen und betrieblichen Gesichtspunkten möglich ist.

🔹 Schutz gegen thermische Auswirkungen: der beste Schutz gegen thermische Auswirkungen von elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln, also der Schutz gegen Brände, ist die richtige Auswahl und die normgerechte Errichtung und Installation und das vorschriftsmäßige Betreiben der Anlagen.

🔹 Schutz bei Überstrom: Überströme können entstehen in einem fehlerfreien Stromkreis oder als Kurzschlussströme durch einen Fehler. Entsprechend wird der Schutz gegen zu hohe Erwärmung eingeteilt in den 1. Schutz bei Überlast und den 2.Schutz bei Kurzschluss.

→Schutz bei Überlast:  schützt elektrische Anlagen und Betriebsmittel, insbesondere Leitungen und Kabel, deren Anschluss- und Verbindungsstellen sowie ihre Umgebung gegen zu hohe Erwärmung, hervorgerufen durch z.B. von Überlastströmen in den Leitern eines Stromkreises. Sobald die Ströme sich in den Leitern erhöhen wird der Stromkreis automatisch unterbrochen.

Schutz bei Kurzschluss: schützt ebenfalls gegen zu hohe Erwärmung, die z.B. von Kurzschlussströmen hervorgerufen werden, Diese werden bei Erreichen der maximalen zulässigen Kurzschlusstemperatur spätestens nach 5 s unterbrochen.

🔹 Weitere spezielle Schutzvorkehrungen, wie Schutz durch Kleinspannung (SELV, PELV), Schutz durch nichtleitende Umgebung, Schutz durch erdfreien örtlichen Schutzpotentialausgleich, Schutz durch Schutztrennung, Schutz durch Hindernisse, Schutz durch Anordnung außerhalb des Handbereichs, Schutz durch Abdeckungen, Schutz durch doppelte oder verstärkte Isolierung werden in DIN VDE 0100 ausführlich behandelt.  

3. Typische Fehler und häufige Missverständnisse

FI-Schutzschalter schützen nicht vor Überlast! → Sie schützen nur vor Fehlerströmen gegen Erde.
Nicht jeder Stromkreis ist automatisch abgesichert! → Fehlerstromschutzeinrichtungen (RCDs) sind für bestimmte Bereiche Pflicht, aber nicht für jede Leitung.
Potentialausgleich wird oft vergessen! → Er ist essenziell für die Sicherheit und schützt vor gefährlichen Spannungen.

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Kurz zusammengefasst:

• Die DIN VDE 0100 regelt die Sicherheit elektrischer Anlagen.
• Wichtige Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag sind Basisschutz, Fehlerschutz und Zusatzschutz und viele weitere Schutzvorkehrungen.
• Häufige Fehler sind falsche Annahmen über den Schutzumfang und Vernachlässigung des Potentialausgleichs.

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