Der Ausbau der Elektromobilität erfordert eine leistungsfähige und normgerechte Ladeinfrastruktur. Doch welche Vorschriften gelten für die Installation von Wallboxen und Ladesäulen? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Normen und Vorgaben.
1. Warum sind Normen bei der Ladeinfrastruktur wichtig?
Normen und Vorschriften stellen sicher, dass Ladeeinrichtungen effizient, sicher und kompatibel mit dem Stromnetz sowie Fahrzeugen betrieben werden können. Sie regeln unter anderem:
- Sicherheit: Verhinderung von Überlastung, Kurzschlüssen und Brandschutzanforderungen.
- Kompatibilität: Einheitliche Standards für Ladestecker, Schnittstellen und Kommunikationsprotokolle.
- Netzverträglichkeit: Vermeidung von Lastspitzen durch LastmanagementLastmanagementDefinition: System zur gezielten Steuerung von Energieflüssen, um Netzüberlastungen zu vermeiden.
Erläuterung: Durch intelligentes Lastmanagement werden Verbraucher zeitlich so gesteuert, dass Lastspitzen reduziert und Energie effizienter genutzt wird. Besonders relevant bei erneuerbaren Energien und Elektromobilität.mehr und intelligente Steuerung.
2. Wichtige Normen und Vorschriften für Wallboxen
Die Installation von Wallboxen unterliegt verschiedenen technischen Regelwerken. Dazu gehören:
- DIN VDE 0100-722: Errichten von Niederspannungsanlagen-Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art- Stromversorgung von Elektrofahrzeugen.
- DIN EN IEC 61851-1 VDE 0122-1): Konduktive Ladesysteme für Elektrofahrzeuge- Teil1: Allgemeine Anforderungen. Norm für Ladesysteme von Elektrofahrzeugen.
- DIN EN 62196-1 / 2 / 3: Standardisierung von Steckverbindern (z. B. Typ 2-Stecker in Europa), Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Teil 2: Anforderungen für die Kompatibilität und Austauschbarkeit von Stift- und Buchsensteckvorrichtungen für Wechselstrom, Teil 3: Anforderungen wie Teil 2, jedoch zum dezidierten Laden mit Gleichstrom und als Kombination Laden mit AC / DC.
- VDE Anwendungsregel VDE-AR-N 4100: Technische Regeln für den Anschluss von Kundenanlagen an das Niederspannungsnetz und deren Betrieb (TAR-Niederspannung).
- VDE Anwendungsregel VDE-AR-N 4110: Technische Regeln für den Anschluss von Kundenanlagen an das Mittelspannungsnetz und deren Betrieb (TAR-Mittelspannung).
- VDE Anwendungsregel VDE–AR-N 4105: Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz- Technische Mindestanforderungen für Anschluss und Parallelbetrieb von Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz
- Ladeschutz durch Fehlerstromschutzeinrichtungen (RCDs): Verpflichtende, besondere Fehlerstromschutzeinrichtungen zum Schutz von Personen.
- Weitere DIN EN ISO–Normen, VDI-Richtlinien und Gesetze.
3. Netzanschluss und Genehmigungspflichten
- Wallboxen bis 11 kW: In der Regel beim Netzbetreiber anmeldepflichtig.
- Wallboxen über 11 kW: Genehmigungspflicht durch den Netzbetreiber erforderlich.
- LastmanagementLastmanagementDefinition: System zur gezielten Steuerung von Energieflüssen, um Netzüberlastungen zu vermeiden.
Erläuterung: Durch intelligentes Lastmanagement werden Verbraucher zeitlich so gesteuert, dass Lastspitzen reduziert und Energie effizienter genutzt wird. Besonders relevant bei erneuerbaren Energien und Elektromobilität.mehr: Bei mehreren Ladepunkten ist ein intelligentes LastmanagementLastmanagementDefinition: System zur gezielten Steuerung von Energieflüssen, um Netzüberlastungen zu vermeiden.
Erläuterung: Durch intelligentes Lastmanagement werden Verbraucher zeitlich so gesteuert, dass Lastspitzen reduziert und Energie effizienter genutzt wird. Besonders relevant bei erneuerbaren Energien und Elektromobilität.mehr erforderlich, um Netzüberlastungen zu vermeiden.
4. Anforderungen an die Installation
- Die Montage muss von einem Elektrofachbetrieb durchgeführt werden.
- Anschluss an eine separate Absicherung mit vorgeschaltetem LeitungsschutzschalterLeitungsschutzschalterDefinition: Ein Leitungsschutzschalter schützt Stromkreise vor Überlastung und Kurzschluss.Erläuterung: Er unterbricht den Stromfluss automatisch, bevor Leitungen überhitzen oder beschädigt werden. LS-Schalter sind genormt (z. B. B-, C- oder D-Charakteristik) und gehören zur Grundausstattung jeder Elektroinstallation....mehr.
- Einsatz eines Fehlerstromschutzschalters (RCDRCDDefinition: Ein RCD (Residual Current Device) erkennt gefährliche Fehlerströme und unterbricht automatisch den Stromkreis. Erläuterung: Er schützt Personen vor lebensgefährlichen Stromunfällen und Geräte vor Schäden. In etlichen Stromkreisen der Wohn- und Gewerbeanlagen ist der RCD mittlerweile vorgeschrieben – je nach...mehr) des Typs A oder B, je nach Herstellerangaben.
- Berücksichtigung von Zugangsregelungen, z. B. RFID-Authentifizierung oder App-Steuerung.
5. Welche Vorschriften gelten für Ladesäulen im öffentlichen Raum?
Neben den Vorschriften für private Ladeeinrichtungen gelten für öffentliche Ladepunkte zusätzliche Anforderungen:
- LadesäulenverordnungLadesäulenverordnungDefinition: Die Ladesäulenverordnung (LSV) regelt technische Anforderungen und rechtliche Vorgaben für öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland.Erläuterung: Sie betrifft u. a. Steckertypen, Authentifizierung, Zugänglichkeit und Betreiberpflichten – relevant für Planer, Installateure und Betreiber von Ladeinfrastruktur....mehr (LSVLSVDefinition: Die Ladesäulenverordnung (LSV) regelt technische Anforderungen und rechtliche Vorgaben für öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland.Erläuterung: Sie betrifft u. a. Steckertypen, Authentifizierung, Zugänglichkeit und Betreiberpflichten – relevant für Planer, Installateure und Betreiber von Ladeinfrastruktur....mehr): Regelt die Mindestanforderungen an den Aufbau und Betrieb von öffentlichen Ladestationen.
- Mess- und Eichrecht (Eichrechtkonformität nach MID): Sicherstellung der korrekten Abrechnung von geladenem Strom.
- Barrierefreiheit: Zugänglichkeit für alle Nutzergruppen muss gewährleistet sein.
6. Zukunftstrends: Intelligente Ladeinfrastruktur und bidirektionales LadenBidirektionales LadenDefinition: Beim bidirektionalen Laden kann ein Elektrofahrzeug nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch wieder abgeben.Erläuterung: So wird das Auto zur mobilen Batterie – für das Haus („Vehicle to Home“, V2H) oder das Netz („Vehicle to Grid“, V2G). Eine Schlüsseltechnologie für...mehr
Mit der Weiterentwicklung der Elektromobilität rücken neue Technologien in den Fokus:
- Smart Charging: Integration der Ladeeinrichtungen in Smart-Home-Systeme zur intelligenten Steuerung.
- Vehicle-to-Grid (V2G): Nutzung von Elektrofahrzeugen als mobile Energiespeicher zur Netzstabilisierung.
- Förderprogramme: Bund und Länder bieten verschiedene Förderungen für die Installation von Ladeinfrastruktur an, ein Blick in die jeweils neuen Förderprogramme lohnt sich.